Growth-Aktien haben zuletzt deutlich zugelegt. Der Zeitpunkt könnte günstig sein, ein Core-Beta-Exposure durch Dividenden zu diversifizieren.
Haben die Aktienkurse noch Luft nach oben?
Mit einem diversifizierten Exposure auf den US-Aktienmarkt konnten Anlegerinnen und Anleger in den vergangenen 18 Monaten hohe Renditen abschöpfen. Woher genau diese Renditen kommen, ist kein Geheimnis: Die sogenannten Glorreichen Sieben1 setzten 2023 zu einer beeindruckenden Rallye an, die sich in diesem Jahr zum Teil fortgesetzt und damit auch die Renditen diversifizierterer Benchmarks angehoben hat. Zuletzt war in der Renditekurve der Glorreichen 7 eine Delle zu erkennen: Tesla hat im bisherigen Jahresverlauf rund 33% verloren, Apple liegt seit Jahresbeginn um etwa ein Drittel hinter der Rendite des S&P 500.2 Doch solche „Details“ fallen kaum auf, wenn man auf Nvidia blickt: Nach einem Kursanstieg um 239% im vergangenen Jahr hat der aktuelle Spitzenwert unter den Glorreichen 7 seit Jahresbeginn eine Rendite von 155% erzielt.
An dieser Stelle scheint die Frage angebracht, ob die in den Aktienbewertungen enthaltenen Wachstumsprognosen nicht zu rosig sind, insbesondere in Anbetracht der restriktiven Geldpolitik, geopolitischer Risiken und einer möglichen Rezession. Anstatt auf weitere Kursgewinne zu setzen, können Anlegerinnen und Anleger in diesem Umfeld ihre Renditenerwartungen stärker an Dividenden ausrichten: Das Motto „Cash ist König, Gewinne sind flüchtig“ könnte unter Anlegerinnen und Anlegern durchaus auf Resonanz stoßen, wenn erste Unternehmen ankündigen, dass sie ihre Gewinnerwartungen womöglich nicht mehr erfüllen können. In schwierigen Zeiten versuchen Dividendenunternehmen in der Regel, ihre Ausschüttungen stabil zu halten; oft ist es der Gewinn pro Aktie (EPS), der zurückgeht.
Warum man Dividenden nicht unterschätzen sollte
Dividenden können sowohl Realeinkommen erhalten als auch zur Wertentwicklung eines Portfolios beitragen – wenn man sie langfristig effektiv abschöpft. Anlegerinnen und Anleger, die ihr Core-Beta-Exposure diversifizieren wollen, können Dividenden als Schutz gegen Inflation und einen Konjunkturabschwung nutzen.
Eine historische Analyse3 zeigt, dass Dividenden im vergangenen Jahrhundert genau das gut konnten. Diese Eigenschaft macht Dividenden zu einem unschätzbaren Bestandteil langfristiger Anlagestrategien. Die Dividende je Aktie hat sich im Vergleich zum Gewinn je Aktie in mehreren Rezessionsphasen und über viele Jahrzehnte hinweg positiv entwickelt. Beispiel Finanzkrise: In den Jahren 2007 bis 2009 fiel der S&P 500 um 41%; der Gewinn je Aktie sank um 92%, die Dividende je Aktie dagegen nur um 6%.4
Ihre Beständigkeit macht Dividendenaktien zu einer wichtigen Quelle für regelmäßiges Einkommen und zur Abschöpfung von Gesamtrenditen aus Kursgewinnen und reinvestierten Dividenden.
Diversifizierung zahlt sich aus, auch bei Dividendenaktien
Um Dividenden möglichst effizient abzuschöpfen, sollten Anlegerinnen und Anleger nicht nur auf die Höhe der Dividendenrenditen achten, sondern auch auf Zeitpunkt und Beständigkeit der Ausschüttung. Saisonale Unterschiede zwischen einzelnen Wirtschaftsräumen können erheblich sein, wie die nachstehende Grafik zeigt: Die meisten nordamerikanischen Unternehmen schütten Gewinne vierteljährlich aus, Unternehmen in China, Kontinentaleuropa und Großbritannien dagegen eher jährlich oder halbjährlich. Mit einem diversifizierten, globalen Dividenden-Exposure können Anlegerinnen und Anleger die Volatilität der Ausschüttungen reduzieren.
1 Die „Glorreichen 7“ bezeichnet eine Gruppe von US-Aktien, zu der Alphabet, Amazon, Apple, Meta Platforms, Microsoft, NVIDIA und Tesla gehören.
2 Quelle: Bloomberg; Stand: 27. Juni 2024. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels betrug der Gewinn des S&P 500 Index 15%, die Aktie von Apple hat bisher um 11% zugelegt.
3 Siehe: Shiller, Robert J., Irrational Exuberance, Princeton University Press, 2000, 2005, 2015.
4 Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein Indikator für die künftige Wertentwicklung. Quelle: Robert J. Shiller, mit Börsendaten, die in „Irrational Exuberance“ Princeton University Press, 2000, 2005, 2015, Bloomberg verwendet wurden. Daten für den Zeitraum vom 30. September 1922 bis zum 31. März 2024, in US Dollar. DPS = Dividende pro Aktie, EPS = Gewinn pro Aktie, jeweils des S&P 500 Index. Inflationsbereinigte Wertentwicklung i = die an den US-Verbraucherpreisindex (CPI) angepasste Veränderungsrate.
Quelle: Vanguard Marktanalysen 04.07.2024 / Viktor Nossek, Head of Investment and Product Analytics, Vanguard Europe