Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 14. September 2023 die Leitzinsen erneut erhöht, um 0,25 Prozentpunkte.
• Der Hauptrefinanzierungssatz (oberster Kreditzins) liegt damit künftig bei 4,5 Prozent.
• Der Einlagenzins, der die Sparzinsen für Verbraucher maßgeblich bestimmt, bei 4 Prozent.
Das erste Mal hatte die EZB am 21. Juli 2022 die Leitzinsen angehoben und markierte damit die Zinswende. Es folgten bis heute 10 Zinsschritte. Grund war die Rekordinflation von 10,4 Prozent im Oktober 2022, die mit 10 Prozent im November weiterhin auf hohem Niveau verharrte. In den folgenden Monaten sank die Inflation, allerdings spielten die staatlichen Entlastungen bei Gas und Fernwärme eine Rolle.
Im August 2023 lag die Inflationsrate bei noch 6,1 Prozent. Grund zum Aufatmen ist dies aber noch nicht. Denn die Notenbank muss vor allem die Inflationserwartungen der Wirtschaftsteilnehmer und die sog. Kerninflation senken. Es geht dabei auch um die Glaubhaftigkeit der EZB. Und hier gibt es noch etwas zu tun.
Was hinter der Leitzinserhöhung steckt
Die Theorie besagt: Solange (Leit-)Zinsen (wie in den vergangenen Jahren) niedrig sind, animiert dies uns Menschen, Geld auszugeben. Mit dem Konsum steigt die Nachfrage nach Gütern und damit steigen die Preise.
Das kann das zu einer Inflation führen, zur sog. nachfrageinduzierte Inflation. Normalerweise erhöht die Notenbank dann die (Leit-)Zinsen, Sparen wird wieder attraktiver, die Leute konsumieren weniger und die Preise gehen zurück.
Im Moment steigen die Preise jedoch, weil Energie und andere Wirtschaftsgüter knapp sind. Man sagt, die Inflation ist angebotsinduziert. In dem Fall funktioniert der oben beschriebene Mechanismus nicht.
Die Notenbanken der Welt heben die Zinsen aktuell trotzdem an, weil sie verhindern wollen, dass Wirtschaftsteilnehmer die hohen Inflationsraten als neue Normalität ansehen und sie einpreisen, also fest mit einkalkulieren.
Die Notenbanken müssen reagieren, um Glaubwürdigkeit zu bewahren, für stabile Preise sorgen zu können, mit denen Wirtschaft und Verbraucher planen können. Mittelfristig kann diese Strategie aufgehen.
Welche kurzfristigen Folgen die Leitzinserhöhung hat
Kurzfristig animieren höheren (Leit-)Zinsen allerdings zum Sparen. Bzw. wir Menschen geben das Geld, das wir haben, für die teure Energie aus, und können kaum noch etwas anderes konsumieren. Obwohl wir also de facto auf Konsum verzichten, sinkt die Inflation trotzdem erstmal nicht. Knappe Güter bleiben knapp (und teuer).
Folgen für die Wirtschaft: Schleppender Konsum und ggf. Produktionsausfälle können die Wirtschaft vorübergehend in eine Rezession führen. Eine Rezession gibt es dann, wenn die Wirtschaft eines Landes zwei Quartalen hintereinander schrumpft. Dann gehen ggf. Jobs verloren, Steuereinnahmen brechen ein etc.
Folgen für Sparer: Es gibt wieder Guthabenzinsen auf Tagesgeldkonten und Festgeldkonten. Das Verwahrentgelt für große Geldbeträge auf dem Girokonto fällt bei den allermeisten Banken weg. Kredite, insbesondere Immobilienkredite, werden teurer.
Einige der ungewünschten wirtschaftlichen Folgen lassen sich ggf. durch staatliche Maßnahmen eindämmen.
Quelle: Forbes online: https://www.forbes.com/advisor/de/geldanlage/was-ist-leitzins/